Gedenkstunde –
am Mahnmal in Schupf bei Happurg
für die Opfer des KZ-Außenlagers Hersbruck –
Samstag, 13. November 2021

„Das Grauen geschah auch hier. Hier an dieser Stelle!“ Vor der großen Urne in Schupf mit der Asche von KZ-Häftlingen hat Marlene Mortler an die NS-Schrecken erinnert. Die Europaabgeordnete betonte, dass jüdisches Leben trotz der Nazi-Zeit Teil unserer Gesellschaft ist – „gestern, heute und in Zukunft“. Besonderer Gast des Gedenkens war Jacques Jamain, dessen Vater 1945 im Außenlager Hersbruck umkam.

Dr. Helmut Ritzer der frühere Vizepräsident des Bayerischen Landtags berichtete, dass er 1938 geboren wurde. Es war das Jahr, in dem die Verbrechen an den Juden immer schlimmer wurden bis hin zur offenen Gewalt in der Reichskristallnacht. Wir werden nie mit dem Abschnitt der Geschichte fertig werden, aber wir haben uns im Kanon des Grundgesetzes zum Positiven hingewendet, sagte der SPD-Politiker.

„Würdevoller Ort“

„Mit einem würdevollen Ort des Gedenkens wie hier in Schupf zollen wir den Opfern der NS-Schreckensherrschaft den verdienten Respekt“, sagte Marlene Mortler an der Stelle, wo einst die Toten des KZ-Außenlagers Hersbruck verbrannt wurden. „Ihre Schicksale, ihre Leiden sind uns eine bleibende Mahnung“, erklärte sie, würdigte aber auch die Widerstandskämpfer gegen das Dritte Reich und deren Frauen, die wie Freya von Moltke ihre Gatten bis zuletzt unterstützten, was nach Ansicht der Rednerin mehr publik gemacht werden sollte.

Die CSU-Politikerin warnte vor einem zunehmenden Antisemitismus und wies klar darauf hin: „Dies ist mit unseren Werten unvereinbar.“ Die EU hat deshalb reagiert und eine Strategie entwickelt. Zu den Schwerpunkten gehören Verhütung und Bekämpfung von Judenhass, Schutz und Förderung jüdischen Lebens sowie Aufklärung über den Holocaust.

Für die Gegenwart forderte Marlene Mortler, dass es ein Miteinander und keine Spaltung als Nachfahren von Opfern und Tätern gibt. Zum Respekt gehöre auch die Wortwahl – Vergleiche zwischen heute und der NS-Zeit seien in keiner Situation angebracht, weil sie die Opfer der Nazis verhöhnten. Für die Zukunft hofft die Europaabgeordnete, dass wir aus der Vergangenheit gelernt haben: „Wir dürfen gegen die Feinde unserer Demokratie niemals zurückweichen.“

Eine Spurensuche hat Jacques Jamain aus Mittelfrankreich nach Hersbruck und Happurg und schließlich zur Gedenkstunde geführt. Sein Vater ist mit einem Todeszug nach Deutschland gebracht worden und starb als einer von vielen KZ-Häftlingen beim Bau des Happurger Rüstungsprojekts Doggerwerk.

Jacques Jamain fand die Stolleneingänge dank der ortsansässigen Gertraud Müller. Weitere Hilfe und Infos bekam er von Bürgermeister Bernd Bogner und Wolfgang Süß, der auch als Übersetzer fungierte. „Eine freie Welt ohne Gewalt“, formulierte der Besucher aus dem Nachbarland seinen größten Wunsch.

Mit einer gemeinsamen Kranzniederlegung besiegelten die im Kreistag vertretenen demokratischen Parteien ihr Zusammenwirken, um das Vermächtnis der KZ-Opfer wach zu halten und sie zu ehren.  

Die Kirchen wurden durch Happurgs Pfarrer Roland Klein, der mit der Vize-Dekanin Kathrin Klinger und Martin Chmel vertreten. Wie immer sorgte der Posaunenchor Kainsbach-Schupf für die würdige musikalische Umrahmung der Gedenkveranstaltung.

Hersbrucker Zeitung (jr), Montag, 15. November 2021, gekürzt