Bild vom neuen Vorstand. Luise Treuheit war entschuldigt.

(Wr) Am Ende einer erfolgreichen Jahreshauptversammlung der Dokumentationsstätte KZ Hersbruck im Gasthaus Café Bauer ergriff Peter Schön, der ehemalige Vorsitzende, das Wort. Er verlas einen kurzen italienischen Text von Vittore Bocchetta. Er ist der Schöpfer der Skulptur „Ohne Namen“ am Rosengarten in der Nähe des ehemaligen KZ-Geländes. „Ohne Namen“ ist seit seiner Enthüllung im Jahr 2007 über die Grenzen Hersbrucks deutschlandweit zum Symbol für das Gedenken der Opfer des KZ und des Faschismus geworden.

„Non pagato ma donato“ war der Kern der Botschaft an die versammelten Vereinsmitglieder und alle Hersbrucker Bürgerinnen und Bürger, die Bocchetta inzwischen als seine Freunde betrachtet. Mit diesen Worten macht der Künstler erneut und diesmal endgültig den Hersbruckern die Skulptur zum Geschenk. Verbunden mit einer Verpflichtung: Vergesst, verdrängt nicht die Erinnerung an die Gräueltaten, die in eurer Nachbarschaft im KZ geschehen sind. Lasst nicht zu, dass die Persönlichkeit irgendwo je wieder so verachtet und zerstört wird, wie wir es als Häftlinge im KZ erleiden mussten. Damit zieht Bocchetta selbst einen Schlussstrich und schenkt sein Werk ausdrücklich den Bürgern. Eine Geste der großzügigen Freundschaft, eine Investition in die Zukunft unserer Stadt und Gesellschaft.

Überwunden ist also eine unerfreuliche Erinnerung Vittore Bocchettas (die HZ berichtete), seinerzeit ein folgenreiches Missverständnis. Die Stadt Hersbruck hat zwar alle Kosten für Material und die Errichtung übernommen. Im Übrigen wurde die Skulptur als Geschenk an die Stadt bezeichnet. Von Kosten für die Ausarbeitung des Entwurfs, unter anderem auch Lohnkosten für handwerkliche Helfer, hat die Stadt Hersbruck nichts erfahren, und ein Honorar für den Künstler war nicht erwogen worden. In Anerkennung der Leistung für Hersbruck wurde Bocchetta vor einiger Zeit mit einem Beitrag zu seinem Lebensunterhalt unterstützt, weil deutlich geworden war, dass er Erlöse aus seinem Kunstschaffen für sein tägliches Leben braucht.

In seinem Bericht hat der alte und neue Vorsitzende Thomas Wrensch angekündigt, dass der Verein ein weiteres Kunstwerk von Bocchetta erwerben wird. Es soll der pädagogischen Arbeit zugute kommen. Wer also die Arbeit des Vereins und Vittore Bocchetta als Freund und Gönner Hersbrucks unterstützen will, kann dies mit einem Beitrag zum Kauf tun. Die Konten sind bei der Sparkasse Nürnberg IBAN: DE14760501010578301269, BIC: SSKNDE77XXX und bei der Raiffeisenbank Hersbruck IBAN: DE33760614820105036844, BIC: GENODEF1HSB.

Wrensch berichtete von der Eröffnung der beiden Dokumentationsorte, errichtet von der Stiftung Bayerische Gedenkstätten im Auftrag des Freistaats Bayern und durch die Gedenkstätte Flossenbürg. Die Übertragung der Gedenkfeier des Bayerischen Landtags aus Hersbruck live im Bayerischen Fernsehen machte es über Bayern hinaus deutlich: die Zeit des Verdrängens hat nun ein Ende. Die schwärzeste Epoche wird von jetzt an als Teil der Geschichte Hersbrucks verstanden und erinnert. Die Stiftung unter ihrem Direktor Karl Freller hat Kraft und Durchsetzungsvermögen gebraucht. Sie hängte sich nicht an nicht mehr vorhandene bauliche Reste, sondern ersetzte sie durch ein auffälliges Doppelbauwerk, den schwarzen Kubus in Hersbruck und die Informationsplattform in Happurg. Von Anfang an lenkt es die Aufmerksamkeit und das Interesse der Besucher, vor allem der jungen Generation, auf die Opfer des KZ in unserer Nachbarschaft und macht Informationen abrufbar. Außerdem baut die Gedenkstätte Flossenbürg ein pädagogisches Begleitprogramm auf. Damit übernimmt der Staat nun Verantwortung für das Erinnern des KZ Außenlagers von Flossenbürg und die geschichtliche Aufarbeitung. Große Teile der Vereinsziele laut Satzung sind damit erreicht, manchmal anders als erwartet. Wrensch dankte besonders seinen Vorgängern im Vorsitz des Vereins, Konrad Tschentke und Peter Schön, für deren unermüdlichen Einsatz und allen weiteren aktiven und passiven Mitgliedern. Aktuell wurde Günter Hubenzehnder gedankt, der zuletzt Woche für Woche die Freitagsöffnungszeit der Geschäftsstelle betreute.

In der Aussprache wurde deutlich, dass die Übernahme von Vereinsaufgaben durch staatliche Stellen eine deutliche Entlastung der Aktiven von oft nervenaufreibenden Tätigkeiten bedeuten könne und eine neue Ausrichtung auf freiwillige Aufgaben neben und mit den Aktivitäten der Gedenkstätte Flossenbürg möglich mache. Mitglieder regten die Aufnahme der Dokuorte in das Kartenmaterial in und um Hersbruck an, sowie entsprechende Präsenz im Internet. Bürgermeister Ilg dankte aus Sicht der Stadt Hersbruck, die zusammen mit Happurg und Pommelsbrunn Mitglied ist, für die kontinuierliche Arbeit des Vereins zur Errichtung einer Dokumentationsstätte. Dieses Ziel sei nun erreicht, andere Aufgaben bleiben, unter anderem die Ausrichtung der jährlichen Gedenkveranstaltung am 27. Januar gemeinsam mit den Kirchen am Ort. Wir müssen noch klären, wie zwei so unterschiedlich strukturierte Organisationen wie die Gedenkstätte Flossenbürg und der Verein nicht nur nebeneinander, sondern miteinander die Dokumentation, die Erinnerung und das Gedenken an die Opfer und das KZ Hersbruck gestalten können, schloss Wrensch.

Die Revisoren bestätigten eine solide Kassenführung. Für die Unterhaltung der Geschäftsstelle sind jährlich etwa 2000 Euro nötig, die durch Einnahmen aus Mitgliedsbeiträgen, den Zuschüssen von Stadt, Landkreis und der Unterstützung durch die HEWA gesichert sind. Alle Einnahmen aus Führungen, Buchverkäufen und Spenden kommen unmittelbar den Projekten zugute. Nach Entlastung des Vorstands wurden die selben Personen wiedergewählt, Thomas Wrensch als erster Vorsitzender, als zweiter Vorsitzender Klaus Wiedemann und als Kassier Paul Kornmayer. Neben dem langjährigen Mitglied in verschieden Vorstandsaufgaben Günther Seiz wurden zum ersten Mal zwei Frauen als Beisitzerinnen gewählt, Luise Treuheit und Marie Feist. Kassenprüfer wurden Günter Hubenzehnder und Wilhelm Altmann. Eine Fülle von Anfragen auf Begleitung bei Rundgängen über das ehemalige KZ-Gelände oder an die Eingänge der Doggerstollen und auf Erklärung der Situation nach Errichtung der Dokumentationsorte zeigen, dass der Verein seine Aktivität noch nicht beenden kann.