Kontinuität in neuen Kooperationen

Jahreshauptversammlung des Dokumentationsstätte KZ Hersbruck e.V.
am Dienstag, den 13.06.2023

Text von Andrea Pitsch – Hersbrucker Zeitung 14. Juli 2023 – Fotos privat

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Während der „Erinnerungsräume“ war der Häftlingsweg von Anita M. Franz auf dem Kreisel am Scharfen Eck zu sehen. Ihn dort wieder aufzustellen, hat die Stadt abgelehnt. Nun steht die Skulptur in Rothenburg im Klostergarten und wandert Anfang Oktober nach Weißenburg in die Schranne.

Rund ein Jahr ist die große Aktion des Hersbrucker Vereins „Dokumentationsstätte KZ Hersbruck“ nun her. Sichtbar sind nur noch drei der über 40 Kunstwerke und Präsentationen – nämlich die Häftlingssplitter, Teile des Kreuzwegs und die Skulptur „Beistand“, wie Projektleiter Klaus Petersen bei der Jahreshauptversammlung erklärte. Der Wettbewerb habe Anerkennung über die Grenzen des Landkreises gefunden, wusste er.

Dennoch wurde der Antrag, den Häftlingsweg von Anita M. Franz wieder aufzustellen, seitens der Stadt abgelehnt. Julia Oschmann, die neue stellvertretende Vorsitzende des Vereins, findet die Entscheidung mit der Begründung, einen neuen Ort zu suchen, ok. Hier werde sich der Verein auch gerne einsetzen, vielleicht auf Privatgrund einen Standplatz zu finden.

 

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Sie sind die neue Führungsriege des Vereins: Karl-Heinz Schalkhäuser, Günther Seiz, Peter Schön, Klaus Wiedemann, Julia Oschmann und Anette Hagen (v. links)

„Wir wollen da dran bleiben, aber nicht zwingend in Kooperation mit der Stadt.“ Es ist nicht das einzige Thema, bei dem Kontinuität wichtig ist, findet Oschmann. Daher sei die Neuaufstellung der Führungsriege im Zuge der Neuwahl bei der Jahreshauptversammlung mit je drei Altgedienten und Neuen eine „nette Mischung“ und kein „harter Bruch“.

Oschmann ist 2004 nach Hersbruck gezogen und lernte über ihre Arbeit als Sozialpädagogin an der Schule den Verein kennen. Sie bildet zusammen mit dem neuen Vorsitzenden Klaus Wiedemann, Kassier Peter Schön und den Beisitzern Anette Hagen, Karl-Heinz Schalkhäuser und Günther Seiz die Spitze.

Diese möchte, so Wiedemann, die „Klassiker“, also die Gedenkveranstaltungen in Schupf und Ende Januar fortführen. Zudem gebe es viele Anfragen nach Rundgängen. Ob das mit der Kunstaktion zusammenhängt, weiß Wiedemann nicht. Aber: „Bei der Jahreshauptversammlung waren mehr Personen als die Jahre vorher und wir haben einen Mitgliederzuwachs von 30 Prozent auf 100 Leute zu verzeichnen.“ Und noch etwas setzen die „Erinnerungsräume“ in Gang: die Vernetzung mit den Schulen.

Diese möchte Oschmann intensivieren – zum Beispiel im Frühjahr im Rahmen der Wochen gegen Rassismus. Es gehe nicht nur ums „Nachwachsen“, sondern auch darum, dass die Kinder ihr Wissen an die Eltern weitergeben. „Wir müssen ans Mittelalter ran, weil die Erwachsenen wählen die AfD.“ Die Zusammenarbeit mit der Politik zu suchen, halten Oschmann und Wiedemann aktuell für „beide Seiten mühselig“.

Verständnis zeigen sie jedoch beim Thema Straßennamen rund um den geplanten Diakoneo-Bau auf dem früheren KZ-Gelände. Laut des Unternehmens stünde das Vorhaben noch, allerdings würden archäologische Untersuchungen, Materialverfügbarkeiten und Preissteigerungen genaue Planungen erschweren. Der Verein hofft, Diakoneo die Vergangenheit des Grundstücks im Kopf hat. Er hatte deswegen eine Umfrage zu möglichen Straßennamen gemacht und Alfred Nerlich sowie Bernt Engelmann – beide Überlebende des KZ Hersbruck – vorgeschlagen. „Solange es keinen Bauantrag gibt, ist auch keine Entscheidung möglich“, sagt Wiedemann.

Ob es dann mit einer Umbenennung so fix geht wie bei der Mini-Straße beim FC Hersbruck, lässt Oschmann dahingestellt. „Ich habe das erstaunt zur Kenntnis genommen.“ Sie habe den Eindruck, dass sich die Stadt mit gewissen Themen leichter tut. Ein Konzept zur Erinnerungskultur gebe es nicht. Das werde ausgelagert – unter anderem an den KZ-Dokuverein. Und der will auch unter der neuen Führung seinen Beitrag dazu leisten.