Ehemalige Häftlinge nutzten das Gedenkwochenende in Flossenbürg 23./24./25. April 2010, um am Samstag, dem 24. April 2010, auch Hersbruck zu besuchen.
Die beiden überlebenden Häftlinge sind Ljubiša Letic aus Serbien mit Begleitung und Kazimierz Frączak aus Warschau in Polen mit seiner Gattin und seiner Enkeltochter. Der eine arbeitete im Stollenbau, der andere war unter Tage als Elektriker eingesetzt.
Beide hatten nur durch viele glückliche Umstände diese Zeit überstanden.
Der Bruder von K. Frączak mit Namen Marian hatte nicht das Glück. Er starb schon im Herbst 1944 im KZ Hersbruck. Zu dieser Gruppe gesellten sich zwei Familien von in Hersbruck zu Tode gekommenen Häftlingen: die Familie Focherini aus Italien mit 7 Personen und die Familie Mandalenic aus Slowenien mit 3 Personen.
Begleitet war die Gruppe von einer Dolmetscherin, einem serbischen Journalisten und dem Vertreter der Gedenkstätte Flossenbürg, Herr Ulrich Fritz.
Nach einer kleinen Gedenkfeier um 15 Uhr, bei der auch Vertreter der Kommunen, der Kirchen, einige interessierte Bürger der Stadt Hersbruck und Mitglieder des Vereins teilgenommen hatten, legten die beiden ehemaligen Häftlinge zusammen ein Blumenbukett vor dem Gedenkstein der Gewerkschaftsjugend auf dem ehemaligen KZ-Gelände zum Gedenken an ihre ermordeten Kameraden nieder.
Anschließend besichtigte die Gruppe zusammen das ehemalige KZ-Gelände und ließ sich die wesentlichen Orte erklären. Die beiden ehemaligen Häftlinge teilten den Teilnehmern mit, welche Eindrücke sie davon behalten haben, und sie verglichen sie mit dem heutigen Zustand des Geländes.
Sie drückten ihre Befriedigung darüber aus, dass jetzt wenigstens 5 Informationsstellen Auskunft über die ehemalige Benutzung des Geländes geben. Besonders erfreut zeigten sie sich über die Aussicht, dass in den kommenden Jahren ein Ausstellungspavillon errichtet werden soll, auf einen Grundstück neben dem ehemaligen KZ-Gelände.
Sehr beeindruckt waren sie auch von der „Skulptur ohne Namen“, die der ehemalige Häftling Vittore Bocchetta entworfen hat und die von der Stadt Hersbruck auch in der Nähe des KZ-Geländes am Eingang des Rosengartens aufgestellt worden ist.
Dann war es schon Zeit zur Fahrt nach Happurg, um dort die Stolleneingänge des Doggerwerks zu besichtigen.
Um 17 Uhr traf sich die Gruppe zusammen mit Vertretern der Öffentlichkeit aus Happurg vor dem Stolleneingang F. Jeder Anwesende hatte die Gelegenheit mit einem starken Strahler durch die einzig noch v orhandene Öffnung in den Stollengang F hineinzuleuchten.
Alle zeigten sich davon sehr berührt, besonders die beiden ehemaligen Häftlinge. Sie lauschten noch den Erläuterungen des Bauwerks, die der erste Vorsitzende des Vereins mit Hilfe von Plänen anschaulich machte.

Nachdem die Beteiligten noch lange untereinander die heutigen Eindrücke ausgetauscht hatten, musste unbedingt eine Pause eingelegt werden. Dazu suchte man das nahegelegene Café Ruff auf. Um 19 Uhr mussten die meisten der Gruppe zurück nach Flossenbürg fahren.
Die Familie Mandalenic blieb über Nacht und verbrachte noch etliche Zeit im Gespräch mit einigen Mitgliedern des Vereins. Die Familie Mandalenic hatte erst 14 Tage zuvor durch das Rote Kreuz erfahren, wo ihre beiden Verwandten in Deutschland zu Tode gekommen waren, nämlich in Hersbruck.
Die ehemaligen Häftlinge wie auch die Angehörigen zeigten sich sehr gerührt von der Veranstaltung und bedankten sich herzlich für die freundliche Aufnahme in Hersbruck.
Am Mittwoch darauf drückte auch Herr Fritz seinen positiven Eindruck von der Veranstaltung aus und übermittelte noch einmal den besonderen Dank der Beteiligten. „Unser Besuch ist unser Geschenk an die Stadt Hersbruck“, sagte Herr Frączak bei der kleinen Gedenkfeier und Herr Letic ergänzte: „Was gewesen ist, ist gewesen, es darf aber nie mehr auf der Welt vorkommen“.

Die Botschaft der beiden war ganz schlicht Versöhnung.

Bgm. Ilg, K. Fraczak, P. Schön, L. Letic und B. Stöber

Kazimierz Frączak und Ljubiša Letic

Die Gruppe vor dem Eingang F der Stollenanlage.